Die wichtigste Nachricht vorab: Was alberne Marketingkampagnen für Intimpflege uns vorgaukeln wollen, nämlich dass eine Vagina nach Rosen und Sonnenschein riechen sollte, ist Quatsch! Intimgeruch ist gut und richtig, wie er ist. Nur in einigen Fällen kann der Geruch ein gesundheitliches Problem bedeuten. Welche das sind, erklären wir hier…
Wie riecht eine gesunde Scheide?
Eine gesunde Scheide riecht leich säuerlich. Der Grund: Die Vagina hat einen pH-Wert zwischen 3,8 und 4,5, es handelt sich also um ein saures Milieu. Denn die Scheide beherbergt viele gesunde Milchsäurebakterien (Laktobazillen). Im Laufe der Zyklusphasen kann sich der Intimgeruch aber verändern. Mehr dazu findest du weiter unten in diesem Text.
Intimgeruch loswerden: Diese Düfte sind kein gutes Zeichen
Fischiger Intimgeruch
Obwohl es ein gängiges Klischee ist, riechen Vaginas eigentlich nicht oft „fischig“. Sollte Dir ein fischiger Intimgeruch auffallen, könnte dies ein Hinweis auf verschiedene Dinge sein, beispielsweise eine bakterielle Vaginose. Dann nämlich ist Deine Intimflora aus dem Gleichgewicht geraten. Auch die sexuell übertragbare Erkrankung Trichomoniasis könnte der Grund für den fischigen Geruch der Vagina sein. Beides lässt sich aber schnell mit Antibiotikum beheben.
Stechender oder fauliger Geruch: STI-Check sinnvoll
Wenn der Geruch in stechend und ein wenig faulig wirkt, dann könnte eine sexuell übertragbare Infektion (STI’s) dahinterstecken. Die sorgen in der Regel für einen unangenehmen Intimgeruch. Am besten, Du machst einmal einen STI Test, um herauszufinden, welche Viren oder Bakterien die Erkrankung verursacht haben. Auch der Besuch in einer gynäkologischen Praxis ist dann sinnvoll.
Süßer, Bier-ähnlicher Geruch
Wenn Du einen süßen, fast bier- oder honigartigen vaginalen Duft bemerkst, könnte es sich um einen Scheidenpilz handeln. Auch ein saurer „Brot-Geruch“ könnte ein Anzeichen dafür sein. Ein Scheindenpilz entsteht, wenn beispielsweise Dein Abwehrsystem geschwächt ist oder Du Antibiotikum einnimmst, wodurch der Bakterienhaushalt Deines Körpers auf den Kopf gestellt wird. Denn dann können Hefepilze die Schleimhäute der Vagina leicht besiedeln. Neben dem süßlichen Duft, sind Brennen oder Juckreiz die Folge eines Scheidenpilzes. Keine Sorge: Rezeptfreie Cremes oder Zäpfchen sorgen für schnelle Abhilfe!
Natürlich gibt es einige einfache Möglichkeiten, das Risiko von Hefeinfektionen zu senken:
#1: Halte Deinen Vaginalbereich trocken. Denn Hefe gedeiht in der Feuchtigkeit. Es ist also immer eine gute Idee, dich nach dem Duschen gut abzutrocknen und nicht in feuchter Kleidung (Badebekleidung) lange zu sitzen.
#2: Vermeide Oralsex mit Menschen, die eine orale Candidose (Kandidose) haben, also eine Pilzinfektion in der Mundhöhle (erkennbar durch weißen Belag im Mund- und Rachenraum). Oder greif zu einem Lecktuch. Dann bist Du auch während des Oralsex vor sexuell übertragbaren Krankheiten gefeit.
#3: Vermeidung unnötiger Antibiotika! Antibiotika sollte immer die letzte Möglichkeit sein. Übermäßiger Gebrauch kann dafür sorgen, dass Deine Bakterien in der Intimflora gestört oder gar abgetötet werden. Dabei ist die Intimflora ein empfindliches Ökosystem, besiedelt mit allerlei „guten Bakterien“, die der natürlichen Schutzbarriere dienen.
Metallischer Geruch
Metallischer Geruch aus der Vagina begleitet oftmals die Menstruation. Das liegt an dem enthaltenen Eisen im Blut. Sprich: Ein derartiger Intimgeruch ist nichts, worüber Du Dir unbedingt Sorgen machen solltest. Wenn der Geruch jedoch mehr in Richtung faulem Fleisch geht, solltest Du Deinen Arzt oder Deine Ärztin des Vertrauens aufsuchen. Das Problem kann dann beispielsweise ein vergessener Tampon sein. Das ist gefährlicher, als viele denken. Denn durch vergessene Tampons kann das Toxische Schocksyndrom entstehen. Achte also immer darauf, dass Du Deinen Tampon entnimmst.
Was tun gegen Intimgeruch?
Im Laufe des Monatszyklus verändert sich der weibliche Hormonhaushalt, was wiederum Einfluss nimmt auf die Intimflora und schließlich auch auf den Geruch der Vagina. So duftet sie an dem einem Punkt während des Zyklus intensiv sich die Vaginalflora. Kurzum: Vaginale Gerüche sind normal und nichts, wofür man sich schämen müsste. Um sicherzustellen, dass „da unten“ alles im Gleichgewicht ist, kannst Du ein paar Gewohnheiten im Hinterkopf behalten.
Hygiene: Obwohl Deine Vagina richtig smart ist und sich wie ein schicker Ofen vollkommen von selbst reinigt, kannst Du selbst dazu beitragen, dass alles frisch bleibt. Setze auf natürliche, nicht synthetische Unterwäsche und wische stets von vorne nach hinten. So gelangen keine Bakterien aus dem Analbereich in die Vagina. Die haben dort nämlich nichts zu suchen. Hier gibt’s weitere Tipps für die Intimhygiene.
Tampons und Cups: Die Verwendung von Tampons oder Menstruationstassen verhindert einen starken Intimgeruch bei Frauen eher, als Binden. Die meisten Binden und Slipeinlagen bestehen nämlich aus synthetischen Stoffen. Dadurch schwitzt Du mehr. In warmen, feuchten Gegenden fühlen sich wiederum Bakterien wohl, die Gerüche erzeugen können. Oder Du setzt auf natürliche, wiederverwendbare Baumwollbinden beziehungsweise auf waschbare Periodenslips. Die sind ohnehin noch besser für die Umwelt.
Kleidung: Keine Frage: Röhrenjeans können cool aussehen. Doch übermäßig enge Kleidung ist nicht besonders atmungsaktiv. Schweiß, Ausfluss und andere Flüssigkeiten bleiben im Gewebe und können zu einem stärkeren vaginalen Geruch führen.
Egal, wie Deine Vagina riecht. Erinnere Dich stets daran, dass Gerüche normal sind und ein guter Indikator für Deine vaginale Gesundheit. Überlass‘ die blumigen Düfte lieber den Gärten. Und nimm Deinen ganz natürlichen Geruch als das war, was er ist: Etwas Menschliches und deswegen Wunderbares.