Kleidung, die gut aussieht, nachhaltig hergestellt wurde und noch dazu nicht teurer ist als andere Streetwear-Marken wie Nike, Adidas und Co. Muss erst noch erfunden werden, richtig? Stimmt nicht. Die gibt’s schon längst und kommt aus einem kleinen Ort namens Helmbrechts in Oberfranken. Zugegeben, klingt nicht gerade wie die Hochburg der Street- und Skatewear, aber genau da kommt das Label bleed her und sorgt mit schönen Stoffen, innovativ eingesetzt, für starke Mode zu fairen Preisen. Gründer Michael Spitzbarth hat uns einige Fragen zum Thema Nachhaltigkeit und seinem aktuellen Crowdfunding-Projekt, einer veganen Lederkollektion aus Kork (!), beantwortet.
Louise et Hélène: Was steckt hinter dem Namen, bleed?
Michael Spitzbarth: bleed steht eigentlich bildhaft für unseren ausblutenden Planeten und stellte von Anfang an eine etwas progressivere Herangehensweise dar, was „grüne“ Marken betrifft. Wichtig ist, dass für unsere Produkte niemand bluten muss, weder Mensch, Tier noch die Natur. Bei uns geht es mittlerweile weit über „nur“ Organic hinaus, bis hin zu Outdoor-Jacken aus recyceltem Plastik und einem ganz neuen Upcycling-Projekt.
LH: Was für Kleidungsstücke kann man bei euch kaufen?
MS: Wir haben eigentlich alles im Sortiment. Angefangen bei Socken, über Hosen, T-Shirts, Hemden, Kleider, Röcke, Outdoor-Jacken. Und natürlich, um den Style abzurunden, die Beanies.
Kork statt Mord – Crowdfunding für die erste vegane Lederjacken-Kollektion aus Kork
LH: Noch bis Juni kann man bei eurer aktuellen Crowdfunding-Kampagne mitmachen. Wie sieht das Projekt aus?
MS: bleed clothing finanziert eine einzigartige Produktpalette von eco-veganer Streetwear und Accessoires aus schwarz gefärbtem Kork über Crowdfunding. Im Mittelpunkt der Montado Black Edition steht eine Weltneuheit, die Korkjacke im lässigen Bikerlook. Wir suchen immer noch interessierte Leute, die unser Projekt unterstützen wollen!
LH: Wie kamst du auf die Idee Kork als Material zu verwenden?
MS: Seit ich bleed vor 7 Jahren gegründet habe ist mir klar, dass auch im Öko-fairen Bekleidungsbereich noch ganz viel Platz für Materialneuentwicklungen war, beziehungsweise immer noch ist. Deshalb haben wir in den letzten Jahren neben Bio-Baumwolle viele neue Materialien in die Kollektionen einfließen lassen, wie recyceltes Polyester aus Plastikmüll für Funktionsjacken, die sich optimal für den sportlichen Einsatz eignen. Irgendwann war klar, dass es im veganen Bereich auch noch massiv an Leder-Ersatz mangelt. Kunstleder war für uns sicher nicht die perfekte Wahl, da hier wieder Rohöl zum Einsatz kommt und Plastikmüll produziert wird, den keiner mehr braucht. Darauf gekommen bin ich eigentlich dann in Porto, der nördlichen Hauptstadt Portugals. Hier wird seit hunderten von Jahren Kork verarbeitet, natürlich hauptsächlich für Weinkorken, aber auch für Bodenbeläge und auch hin und wieder in Handtasche etc. Ich bin dann auf die Idee gekommen den Kork schwarz einzufärben und mit Bio-Baumwolle abzufüttern, um eine „Lederjacke“ im rockigen Style herzustellen. Eigentlich nur weil ich dieses Produkt selbst haben wollte, aber eben in bio-fair-veganer Qualität!
bleed: Eco-vegane Produktion ganz ohne Rohöl und Chemie
LH: Welche Vorteile bietet das Verfahren gegenüber der üblichen Lederherstellung?
MS: Zum Einen ist für Kork als Leder-Ersatz kein neues Rohöl mehr notwendig. Zum Anderen braucht man für das Naturmaterial Kork keinerlei Chemie im Anbau und in der Weiterverarbeitung. Außerdem ist bei der konventionellen Ledergewinnung nicht nur das Tierleid ein Problem, sondern auch das Menschenleid. Leder wird mit Chrom gegerbt und Menschen, die damit in Berührung kommen, sind hochgradigen gesundheitlichen Gefährdungen ausgesetzt.
LH: Hast du zum Abschluss noch Tipps für Leute die zukünftig mehr auf Nachhaltigkeit bei Kleidung achten wollen?
MS: Klar, einfach weniger und bewusster kaufen. Bei bleed kostet Nachhaltigkeit auch nicht mehr als bei vergleichbaren konventionellen Streetwear-Brands. Wichtig ist auch beim Kauf: Bio-Siegel sind sicherlich toll, aber die Verbraucher sollten lieber kleine, familiäre Marken supporten anstatt die großen Konzerne.
Michael Spitzbarth ist der Gründer von bleed. Anfangs ganz alleine, hat sich bleed seit 2008 zu einem kleinen „Family Business“ mit mittlerweile sechs Mitarbeitern entwickelt. Wir geben ein großes Dankeschön an Michael für das Interview und wünschen dem ganzen Team viel Erfolg mit dem Crowdfunding!
Wenn ihr die bleed-Familie bei der Kork-Kollektion unterstützen und die Klamotten vorbestellten wollt, könnt ihr das genau hier tun. Noch bis zum 7. Juni 2015. Die aktuelle Kollektion könnt ihr natürlich im Online-Shop auf der Homepage bestellen und mittlerweile sogar in den folgenden Berliner Stores kaufen.
Isabelle Rogge ist 2012 nach Berlin gezogen um als Journalistin zu arbeiten. Nach einer Zeit beim Radio ist sie mittlerweile unter anderem Teil der TV Noir Redaktion und studiert Germanistik und Philosophie an der FU Berlin. Wenn sie nicht gerade schreibt, tanzt sie am liebsten Hip Hop oder mit ihrem Hula Hoop.