„The Future is Female“? Blödsinn! Die Zukunft ist intersektionell. Inter-wa? Ganz genau! Allein die Tatsache, dass viele weiße Frauen, die sich als Feministinnen betrachten, nicht wissen, was sich hinter diesem Begriff verbirgt, zeigt ein tiefes Schlagloch in der ganzen Feminismus-Debatte auf, einen Fehler in der Matrix. Du bist weiß? Du bist privilegiert? Und Du bist Feministin? Dann solltest Du diesen Text lesen…
Es ist begrüßenswert, dass wir mehr denn je über Sexismus sprechen. Es ist für mich auch okay, dass Frauen am 8. März auf die Straße gehen, mit Statement-T-Shirts auf Instagram posieren und mit ihren Freunden bei einem Glas Wein (oder 8) darüber diskutieren, was nötig ist, damit Frauen und Männer endlich gleichberechtigt behandelt werden. Nur. Genau da liegt das Problem! Denn viele dieser Frauen sind weiß und privilegiert – und betrachten Feminismus als eine Art Kampf von Männern vs. Frauen. Das ist zu wenig.
Was ist weißer Feminismus?
Denn was viele der weißen Feministinnen allzu häufig nicht tun (und ich nehme mich da nicht aus), ist die Bedeutung der Rassengerechtigkeit und des Kampfes gegen den Rassismus innerhalb der feministischen Bewegung einzubeziehen. Nehmen wir ein Beispiel: Die weiße, starke so called „Powerfrau“, die sich im Berufsleben behauptet und sich für Frauenrechte stark macht, spricht im gleichen Atemzug der muslimischen Frau das Recht zur Selbstbestimmung ab und denkt, das Kopftuch sei ihr von einer patriarchalen Gesellschaft aufdoktriniert. Nur ein Beispiel, versteht sich. Aber ein Beispiel für das Mindset vom weißen Feminismus.
Oftmals stehen an feministischer Front Frauen, die bestimmte Privilegien gegenüber anderen Frauen besitzen. Sie sind gebildet, berufstätig, gesund und ohne körperliche Behinderung. Und genau da kommt das Zauberwort „Intersektionalität“ ins Spiel! Der Begriff beschreibt die Überschneidung von verschiedenen Diskriminierungsformen in einer Person. Und zwar geschlechterübergreifend: So wird eine behinderte Frau nicht nur als Frau oder als Behinderte wahrgenommen, sondern als behinderte Frau. Eine Muslima wird nicht nur als Muslima oder als Frau, sondern als muslimische Frau wahrgenommen. Got it? Das Schöne: Der Ansatz der Intersektionalität kann dem gesamten feministischen Diskurs neuen Aufschwung geben, denn er bemüht sich darum, Überschneidungen von Entwertungen sichtbar zu machen!
Intersektionalität ist die Chance
Dadurch kann sich der Feminismus gegen Kritik von Außen stärken. Denn Intersektionalität ruft jede Feministin dazu auf, sich selbst zu überprüfen. Fragt Euch also: Welche Priviligenien genieße ich? An welchem Punkt in meiner Lebenswelt bin möglicherweise Teil der Unterdrückung? Wir weißen, privilegierten Feministinnen müssen uns trotz der sexitischen Diskriminierung, die uns im Alltag begegnet, gleichzeitig unserem Privileg bewusst werden – und dem Komfort und der Nachlässigkeit, die dieses Privileg mit sich bringt. Seid devot. Das kann unangenehm sein. Doch Feminismus ist keine Mitgliedkarte für einen exklusiven Club, um sich mit einer gehobenen Moral zu schmücken!
Und übrigens: Intersektionalität ist auch für Männer da, wenn sie aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden. Denn ja, auch das gibt es in unserer Gesellschaft. Schlagwort: Kindererziehung und Rechte von Vätern. Deswegen gilt es zuzuhören. Und zu reden. Miteinander, nicht übereinander. Auch und insbesondere mit marginalisierten Gruppen! Streitet Euch auch – das kann nur gesund sein. Gerne auch mit mir.
Korrigiert mich. Mir war es wichtig, dieses Thema zu beleuchten. Und doch wird mir vielleicht an der einen oder anderen Stelle ein Fehler unterlaufen sein. Dann tut mir das Leid. Und auch das gehört zum Feminismus: Fehler machen. Um Entschuldigung bitten. Weiter machen! Und die Tür weiter aufdrücken. Damit keine Frau, nein – ich korrigiere – kein Mensch zurückbleibt.
Hier noch ein paar lesenswerte Artikel:
When Feminism Is White Supremacy in Heels
by Rachel Cargle
You are a white woman and call yourself a feminist? Read this!
by These Girls