Tattoo-Ratgeber | Aus Fehlern lernen

von | Dez 6, 2016 | Lifestyle

Tattoo_Zitronen

©Carlo Roffare

Das Tattoo vollzog in den letzten Jahren eine Entwicklung vom Körperkult zur Körperkunst. Grobe Tribals und schlecht gestochene Arschgeweihe gehören der Vergangenheit an. Heute machen die Tattoo-Artists kunstvolle Körperverzierungen, die Gemälden gleich kommen. Bei der Wahl des Tattoo-Studios versteht sich die einwandfreie Hygiene von selbst. Worauf kommt es zusätzlich an beim Andenken für die Ewigkeit? Konstanze hat sich vertrauensvoll unter die Nadel von Carlo Roffare begeben und ist damit überglücklich. Sie hat allerdings auch schlechte Erfahrungen gemacht bevor sie den Künstler kennenlernte. Lernt aus Konstanzes Fehlern und nehmt euch ihre Ratschläge zu Herzen.

#Ratschlag Nr. 1: Geduld haben

PapierfliegerMeine erste Tätowierung – der Klassiker: kleine Papierflieger auf dem Handgelenk. Die Idee spukte mir lange im Kopf herum. Die Geduld für lange Wartezeiten hatte ich nicht. Ich bin aufgewacht mit dem Gedanken: heute oder nie. Ich bin in das nächstbeste Tattoo-Studio gegangen und kam 60 Minuten später, freudestrahlend mit zwei zarten Fliegern auf dem Arm wieder heraus. Mein jugendlicher Leichtsinn wurde zum Glück nicht bestraft – noch nicht. Ich war mit dem Ergebnis zufrieden. Es hätte allerdings auch nach Hinten losgehen können. Ich erkundigte mich weder über die Qualifikationen des Tätowierers noch über Hygienestandards. Die schnaufende Bulldogge auf dem Boden hätte mich vielleicht stutzig machen sollen. Ich ignorierte sie großzügig.
Einige Zeit später erfuhr ich auf der David Bowie-Ausstellung, dass er in dem Haus gelebt hat, in dem meine erste Tätowierung entstand. Eine gute Story bekam ich somit gratis dazu.

#Ratschlag Nr. 2: Das Bauchgefühl

Tattoo_Mandala_SchmetterlingEinmal unter der Nadel, sollte das zweite Tattoo nicht lange auf sich warten lassen. Da eine Tätowierung ihren Preis hat und ich ein alter Sparfuchs bin, nutze ich das Rabatt-Angebot eines der einschlägigen Gutscheinportale. Der Tattoo-Gott meinte es auch dieses Mal gut mit mir. Ich geriet an einen qualifizierten Tätowierer. Ich gab ihm eine Vorlage, er fand sie cool und wetzte die Tattoo-Nadeln. Der Typ hatte eine komische Ausstrahlung. Etwas zu aufdringlich, unangemessen flirty. Etwas mehr Professionalität wäre angemessen gewesen. Schließlich lag ich ohne Hose vor ihm, da das zweite Tattoo-Motiv meinen Oberschenkel zieren sollte. Ich fühlte mich etwas unwohl, aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen.
Tattoo_WildblumenNachdem besagter Tätowierer wegen interner Streitereien das Studio verließ, empfahl er mir einen seiner Kollegen. Dieser versicherte, dass mein erwähltes Motiv, Wildblumen in naturalistischem Stil, zu seiner Spezialität gehöre und er die Blumen nach meinen Vorstellungen stechen könne. Auch dieser Tattoo-Artist sammelte bei mir keine Sympathiepunkte. Allerdings habe ich bis dato keinen Tätowierer getroffen, der vor Charme sprühte. Vielleicht gehört es zum Job eine gewisse Arroganz mit sich zu tragen. Eigentlich bevorzuge ich jedoch aufgeschlossene, empathische Menschen. Sei es drum – ich ignorierte mein ungutes Bauchgefühl. Erneut ließ ich mich von dem günstigen Preis und meiner Ungeduld leiten und ließ mir die Blumen auf dem Rücken verewigen. Heute bin ich froh, dass das Tattoo auf dem Rücken ist und nicht permanent in meinem Sichtfeld. Es ist zwar keine Katastrophe, aber es entspricht nicht meiner Vorstellung. Es wurde nicht sorgfältig gestochen. Der Besitzer des Ladens hat später noch versucht, das florale Muster zu retten. Insgesamt bin ich aber froh, dass ich es nicht jeden Tag sehe.
Das hätte ich mir sparen können, wenn ich dem Gefühl nachgegangen wäre. Tätowierer müssen keineswegs obercool und arrogant sein, wie ich später durch Carlo Roffare lernen durfte. Sie sind zweifelsohne Künstler, die natürlich auf ihre Arbeit stolz sein können, dennoch ist dies kein Grund abgehoben und oberflächlich zu sein. Höflichkeit und Kundenorientiertheit sind auch im Tattoo-Business sicher geschäftsfördernd.

#Ratschlag 3: Der Tätowierer

Ich überdachte meine Fehlentscheidungen und nahm mir viel Zeit, um einen neuen Tattoo-Artist zu finden. Bei der Fülle an talentierten Künstlern, ist das besonders in Berlin eine große Herausforderung. Die Vorlage für das neue Tattoo-Motiv fand ich in einem alten Naturführer: Zitronen. Der Zufall brauchte mich zu Carlo Roffare, der in einem Studio in Neukölln arbeitete. Bei unserem ersten Treffen waren wir direkt auf einer Wellenlänge. Ich halte es für wichtig Vertrauen zu dem Menschen zu haben, der ein dauerhaftes Bild in meine Haut ritzt. Es ist nicht nötig tiefe Freundschaft zuschließen, dennoch spielt die Sympathie für mich eine bedeutende Rolle. Ist der Tätowierer emphatisch und begreift dich als Mensch, ist es leichter deine Vorstellungen des Tattoos zu verstehen und umzusetzen. Carlo fügte meiner Tattoo-Vorlage seine persönliche Note hinzu. Er machte Skizzen, zerschnitt das Bild, fügte andere Teile zusammen und kompositionierte dadurch ein Bild, das meine Vorstellung übertraf. Der Beruf des Tätowierers ist sehr anspruchsvoll. Er beschränkt sich nicht nur darauf ein Bild in die Haut zu stechen. Die Beratung ist essentiell. Der Künstler muss ein Gespür für die Bewegung und Anatomie des Körpers haben. Er muss den Mut besitzen die Vorstellungen des Kunden zu enttäuschen und auch Gegenangebote machen können. Kreativität und Flexibilität sind Grundvoraussetzungen für Tätowierer und Tätowierten.

#Ratschlag 4: Die Motivwahl

Ich löste mich davon einen tiefen Sinn in die Körperbemalung interpretieren zu wollen. In erster Linie ist ein Tattoo für mich künstlerischer Ausdruck. Sollte mich nochmal jemand fragen, warum ich Zitronen auf meinen Körper habe, pieke ich ihm ins Auge. Überleg dir gut wie sinnvoll es ist, den Namen irgendwelcher Kinder oder Partner oder vermeidlich weise Zitate zu verewigen. Die Liebe zu deiner Mutter wird nicht mehr oder weniger, wenn du ihren Namen auf dem Oberarm trägst.

Möchtest du lange Freude an der Tätowierung haben sei dir deiner Verantwortung bewusst, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Überstürze nichts, halte dich von proletenhaften, unkreativen Tätowierern fern, lass dich bei der Motivwahl nicht von falschen Idealen leiten. Ein letzter Tipp gegen den Schmerz: konzentriere dich auf deinen Atem und sei kein Weichei.
Kontakt:


Konstanze-TeschnerKonstanze Teschner ist eine umtriebige Kulturliebhaberin. Wenn die Berlinerin nicht gerade Sport treibt oder Kulturwissenschaften studiert, hängt sie gerne auf Ausstellungen, in Museen oder auf Lesungen ab.

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