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„Wir leben in schwierigen Zeiten“. – Ein Satz, der in Verbindung mit AfD, Trump und den anderen Katastrophen auf der Welt, scheinbar ständig fällt. Aber leben wir wirklich in schweren Zeiten? Was macht unsere Zeit schwieriger als die zuvor? Meine Eltern haben sicher nicht gejubelt als die Mauer gebaut wurde. Wer bewertet also, wie schwer welche Zeit ist? Unsere Medien spielen in diesem Fragen-Reigen eine entscheidende Rolle. Augenscheinlich bedeutungsvolle Schlagzeilen, die Horrorszenarien malen, sind keine Seltenheit, denn sie generieren Leserzahlen. Inhalte, die den Leser:innen mit einem schlechten Gefühl alleine lassen, sorgen für die Abwendung von den Medien und Verunglimpfungen wie “Lügenpresse“. Wir haben drei Medien gefunden, die konstruktiven Journalismus betreiben und Leser:innen die Hand reichen, statt ihm ins Gesicht zu schlagen.
Kater Demos – Das utopische Politikmagazin
„Dem Status Quo in den Hintern treten und die Welt von morgen kreieren“ ist das Ziel des Politikmagazins Kater Demos. Die ehrenamtlichen Autoren aus Köln und Berlin skizzieren mit Humor und Raffinesse die politische Zukunft in ihrem monothematischen Printmagazin. Mit einem Pinselstrich Vergangenheit, satirischen Farbklecksen der Gegenwart und gut recherchierten Fakten entsteht ein phantasievolles Bild der Zukunft – oder zumindest der Versuch eine Realität zu erschaffen, in der wir als mündige Akteure eine Rolle spielen.
Um den Leser aus der politischen Ohnmacht zu holen, bietet Kater Demos unabhängigen Journalismus, frei von Werbung. Einem Gedanken länger als einer Push-Nachricht auf dem Handy nachgehen, fällt uns schwer. Die Auseinandersetzung mit kontroversen Themen ist unbequem, aber notwendig um mitreden und mitmachen zu können im Politik-Zirkus. Kater Demos gibt neue Denkanstöße, eröffnet ungewöhnliche Perspektiven, unterhält, kritisiert, gibt Hoffnung. Die Katzen-Illustrationen sind eine Anspielung auf den Politik-Kater, dem wird nicht selten unterliegen. Oder doch eine Persiflage auf unseren geliebten Cat Content?
Nach dem Debütmagazin #01 Demokratie und dem Nachfolger #03 Arbeit, erschien kürzlich die dritte Ausgabe #03 – WAS MIT „MEDIEN“. Ich habe sie mir gekauft und verschlungen und wieder ausgekotzt und nochmal verschlungen (Wie eine Katze ihr Fell). Das Kater Magazin ist kein Durchblätter-Heftchen, sondern ein angenehmer tritt in den Hintern.
Perspektive Daily – Tageszeitung
Mit Klaas Heufer Umlauf und Nora Tschirner als Testimonials an Bord segelten die Gründer von Perspektive Daily Anfang 2016 auf der Welle der Crowdfunding-finanzierten Start-Up’s. Gegen den Sensationsjournalismus, für proaktive, konstruktive Berichterstattung. Mit Ach und Krach brachten sie das Schiff in den Hafen und konnten eine Online-Zeitung produzieren, die eine Alternative zu den herkömmlichen Nachrichtenportalen darstellen soll.
Als Fan der ersten Stunde unterstützte ich die Kampagne. Seit dem Gelingen bekomme ich täglich nur einen neuen Artikel, um nicht in der Informationsflut zu ertrinken. Die Autoren von Perspektive Daily erstellen Beiträge auf der Grundlage wissenschaftlich fundierter Fakten, gespickt mit Hintergrundwissen, Studien und Zusammenhängen, die dem Leser helfen sich eine kritische Meinung zu bilden. Im Kommentarbereich darf diese Meinung gerne geteilt werden um in den Dialog zu treten. Durch den Diskurs können Ängste beseitigt und Lösungen gefunden werden.
PD ist endlich mal ein Medium, das die Möglichkeiten des glorreichen Internets vollends ausnutzt. Multimediale Inhalte, Umfragen, interaktive Grafiken, abrufbare Hintergrundinfos und Gamification Elemente animieren den Leser zur gezielten Auseinandersetzung mit dem Problem. –Entgegen der „Friss oder Stirb-Mentalität“ manch anderer Medien. Dazu macht es noch Spaß die Texte zu lesen. Sie sind verständlich und unterhaltsam geschrieben. Eine Mitgliedschaft bei PD kostet 60,00 € im Jahr. Für schlappe 23 Cent pro Artikel, kann man vom ohnmächtigem Mitschwimmer zum aktiven Mitwisser werden.
Transform – Independent-Magazin
Der Titel leitet sich vom lateinischen transformare für umformen ab. Was umformen? – Die Gesellschaft natürlich. Die hat es auch bitter nötig angesichts von Burnout-geplagten Menschen, mit Helfersyndrom, die sich leider nicht selbst helfen können. „Transform“ möchte eine Anleitung geben, für ein besseres Leben. In der ersten Ausgabe stand die „Arbeit“ im Fokus – oder eben auch nicht. Die Artikel bezogen sich darauf wie man weniger arbeitet und besser lebt.
Weitere gesellschaftlich populäre Themen wie „Empathie“ – oder im aktuellen Heft – Widersprüche, werden von den ehrenamtlichen Autor*innen aufgegriffen. Das Printmagazin ist mit niedlichen Illustrationen verziert. Der dazugehörige Blog, kommt ebenfalls in schönem Design daher. Gastautoren veröffentlichen hier zumeist sehr persönliche Beiträge. In Transform findet man leichte Lektüre, die Gedanken anregt und erregt aber nicht überstrapaziert.
Konstanze Teschner ist eine umtriebige Kulturliebhaberin. Wenn die Berlinerin nicht gerade Sport treibt oder Kulturwissenschaften studiert, hängt sie gerne auf Ausstellungen, in Museen oder auf Lesungen ab.