Wie duftet eigentlich ur-britsche Tradition? Ich kann es euch sagen, denn ich durfte das älteste, familiengeführte Parfümunternehmen der Welt besuchen – Floris London. In der Jermyn Street liegt das kleine „Headquarter“ der Marke. Allein die hübsche Boutique sollte man mal gesehen haben. Doch vor allem der Inhaber, Mr. Edward Bodenham, der Floris mittlerweile in der neunten Generation erfolgreich führt, macht den Besuch bei der Londoner Parfummanufaktur zu einer besonderen Erfahrung …
Elegant und verby british: Floris London in der Jermyn Street
Draußen das aufwendig gestaltete Schild, blumengeschmückt, ein Löwenkopf auf der linken, auf der rechten das Haupt eines Einhornes. Die Fassade von Floris London mutet so typisch britisch, elegant und altertürmlich zugleich an, als könnte man hier Zauberstäbe für Hogwarts kaufen. Magisch ist es auch im Inneren: dicke Teppiche, schwere Holzvitrinen, prächtige Blumensträuße, kristalline Lüster und überall die kleinen und großen Floris-Flakons. Perfekt in das feine Interieur fügt sich auch Mr. Edward Bodenham ein. In einem blauen Anzug (Maßanfertigung?), Einstecktuch und gescheitelten Haaren, kam ich mir in meinen Chucks denkbar underdressed vor. Aber statt stocksteifer Begrüßung, wirkte Bodenham eher nervös, aufgeregt und ziemlich erfreut über meinen Besuch. Als würden wir uns kennen, als wären wir alte Freunde, legte er direkt los.
Die Reise von Juan Famenias Floris
Die Geschichte von Floris London geht bis in das Jahr 1720 zurück, als Juan Famenias Floris beschloss, seine Heimat Menorca zu verlassen und auf Reisen zu gehen. Sein erstes Ziel war Barcelona. Dort lernte er das Handwerk des Babiers, das er in Marseille perfektionierte. Weiter ging es nach Montpellier und Grasse, wo er die Parfümeriekunst und die Herstellung von Seifen, Rasiercremes und Haarwässern erlernte. In Paris informierte er sich über die neuste Mode und reiste im Jahre 1730 mit diesem Wissen nach London. Floris verliebte sich in die Stadt und in eine Engländerin namens Elizabeth. Die beiden beschlossen ein eigenes Geschäft in der Jermyn Szteet No. 89 zu eröffnen. Dort findet man den Laden von Floris noch heute.
Floris London: große Persönlichkeiten liebten die Marke
Winston Churchill bevorzugte den Duft Special No. 127, Marylin Monroe ließ sich, nach einem Besuch in London, das Parfum Rose Geranium ins Beverly Hills Hotel senden, Ian Fleming trug den Duft No. 89 täglich und das britische Königshaus engagierte Floris London im Jahre 1820 zum Hoflieferant. In den alten Bestellbüchern, die ich mit Edward Bodenham nahezu ehrfürchtig durchblättere, stehen große Namen. Es macht Spaß, mit dem Briten die Begeisterung für die lange Historie seines Unternehmens zu teilen. Das ist – auch wenn das etwas pathetisch klingen mag – gelebte Londoner Geschichte.
Beim nächsten London-Trip, unbedingt bei Floris vorbeischauen
Meine Empfehlung: wenn ihr auf der Suche nach einem neuen, besonderen Parfum seid und ihr euch zufällig in London rum treibt, dann schaut einmal bei Floris vorbei. Bodenham nimmt sich sicher gerne Zeit für euch, er freut sich, erzählt er mir, wenn sich Kunden für sein Familienunternehmen interessieren. Für jeden Kunden nimmt man sich bei Floris Zeit. Wer sich unsicher ist, welcher Duft zu einem passt, mit dem macht Edward Bodenham eine kleine Analyse. Er zeigt einem verschiedene Essenzen und wählt daraufhin das perfekte Parfum für den Kunden aus. Bei mir entschied er sich für Night Scented Jasmine. Ein absoluter Volltreffer, ich trage das Parfum seitdem dogmatisch. Der Mann versteht etwas von seinem Fach. Kein Wunder… bei der Geschichte.
Foto Edward Bodenham © www.kalory.co / alle weiteren Fotos: © Friederike Hintze
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Friederike Hintze, oder lieber Frieda, gründete gemeinsam mit Marie von der Heydt den Blog Louise et Hélène. Seit vielen Jahren arbeitet sie als freie Journalistin und Bloggerin im Lifestyle-Bereich. Frieda liebt guten Wein und gute Bücher, ist am Liebsten unter Freunden oder an der Küste – oder beides – und geht gerne Laufen. Wenn sie für sich ist, guckt sie mehr oder minder heimlich Unter Uns. Und zwar seit der ersten Folge.