Dass Berlin anders ist, als andere Städte: Das ist gemeinhin bekannt. Und so unterscheidet sich auch der Berliner Interieur-Stil maßgeblich von dem der Münchner:innen oder Hamburger:innen. Neulich las ich in einem Artikel von einem zauberhaften Begriff, der den Berliner Stil vielleicht am besten beschreibt: Bourgeois Trash! Und so soll dies einmal der Versuch sein, den Berliner Stil zu beschreiben.
Berlin ist groß, international, bunt und zusammengewürfelt. Berlin ist laut, anders, wild – und in gewisser Weise lässt sich damit auch der Berliner Interieur-Stil beschreiben. Nach der Wende war vor allem Improvisation der Zeitgeist der Hauptstadt. Heute ist der Look ein wenig erwachsener geworden. Improvisation, das Aufeinandertreffen von Gegensätzen oder „Das Unfertige“ herrscht aber nach wie vor in den Wohnräumen der Berliner. So hängt man Bilder nicht mehr auf: Man lehnt sie in den weitläufigen Altbau-Wohnungen nur noch großformatig und fein gerahmt an die Wand. Da steht der schwere Polster-Sessel in der Mitte des Raumes, stimmungsvoll beleuchtet von einer edlen Vintage-Lampe mit Retro-Flair auf einem großen Orientteppich vom Flohmarkt.
Der Mix macht es!
Wer plant, in unsere wunderbare Hauptstadt zu ziehen, der braucht natürlich erst einmal eine Wohnung. Die zu finden, ist in Berlin alles andere als leicht. Denn die Metropole ist bei Student:innen und Expats gleichermaßen beliebt. Zum Glück gibt es smarte Plattformen wie Rentola, die Vermieter:innen und Mieter:innen zusammenbringt. Mit etwas Glück findet man hier bezahlbare Kreuzberger Altbauwohnungen für rund 700,00 Euro im Monat. Und dann? Geht’s ans einrichten.
Der Berliner Stil in Sachen Interieur lebt von dem Aufeinandertreffen der Gegensätze und der Stile: Einerseits puristisch, andererseits luxuriös – und immer eine gewisse Form des Understatements. Bauhaus, Vintage, Midcentury, Seventies, Erbstücke, skandinavisches Design. Dann ein paar Details aus einem großen schwedischen Möbelhaus und allerlei Anzeichen, die die Weltgewandtheit der Bewohner unter Beweis stellen. Weil es eben gerade dann harmonisch ist, wenn scheinbar nichts zueinander passt.
Die Berliner Kunst des Weglassens
Wie nach wie vor der gefeierte Berliner Streetstyle, lebt wie auch der hauptstädtische Einrichtungsstil oftmals von Geradlinigkeit und der großen Kunst des Weglassens. Pompös wohnt man in den Kiezen nicht, Extravaganz gibt’s maximal nur in Maßen. Was nicht bedeutet, dass der „New Berlin Interior Style” nicht exklusiv ist. Doch Understatement ist dabei das oberste Gebot – auch dann, wenn es wenn es sich um ein feines Möbelstück von Cattelan Italia oder einem Esszimmerstuhl von Philippe Starck handelt. Angegeben wird damit allerdings nicht. All das mischt sich beim neuen Berliner Stil mit einem gewissen ästhetischen DDR-Flair. Gemeint sind damit blasse bis hin zu pudirigen 1970er-Jahre-Farben und ein Hauch Bauhaus.
Und wo bleibt da der Trash?
Vielleicht in der coolen Neon-Installation, vielleicht aber auch in dem pinken Plastikflamingo, der das Accessoire der letzten Flooß-Party war und von dem man sich einfach nicht trennen kann oder dem fiesen Leoprint-Kissen aus Teenager-Zeiten. Denn bei aller Berliner Coolness sind die Hauptstädter doch vor allem eines: Sentimentale Nostalgiker.
Und wie kann man den Berliner Stil nachmachen?
Du musst nicht in Berlin leben, um im Berliner Stil zu leben. Wenn Du Lust hast, ein wenig Hauptstadtflair in die eigenen vier Wände zu holen, haben wir hier ein paar Tipps für Dich.
- Tapeten runter! Berliner:innen lieben unbehandelte Beton- oder Steinwände. So bekommt der Raum eine ganz andere Wirkung, wenn eine Wand im Zimmer im ursprünglichen Charme erstrahlt. Zugegeben– das geht nicht in jeder Wohnung, denn nicht hinter jeder Raufastertapete verbirgt sich eine coole unbehandelte Wand. Daher unser Tipp. Überprüfe in einer nicht sichtbaren Ecke (beispielsweise hinter dem Schrank), wie die Wand hinter der Tapete aussieht. Gefällt Dir was Du siehst? Dann such Dir eine sichtbare, große Wand auf und reiß alles runter. Das ist manchmal mühselig. Der Effekt ist aber wahnsinnig cool! Und ganz nebenbei ist das auch noch eine wunderbare Anti-Aggressions-Therapie!
- Flohmarkt-Shopping! Muss sein, wenn man den Berliner Stil kopieren möchte. Und ein alter Ölschinken im dicken Rahmen gepaart mit einer großen Zimmerpflanze vor Deiner coolen Beton-Wand wirkt einfach phänomenal. Aber Obacht! Lass Dir bei Deinem nächsten Flohmarkt-Besuch in jedem Fall Zeit. Echte Schmuckstücke finden sich nicht mal eben so. Sie wollen gefunden werden.
- Investiere in ein paar luxuriöse Designer-Elemente. Ganz egal, ob es eine coole Pendelleuchte ist oder ein Midcentury-Sessel ist. Wie bereits beschrieben, setzen Berliner:innen auf den Mix der Elemente. Vintage und modernes Design, Flohmarkt-Feeling und Luxus-Accessoires treffen hier aufeinander. Deswegen lohnt es sich, hier und da in ein paar Statement-Pieces zu investieren.
- Ein wenig DIY hat noch keinem geschadet. Deswegen hebe Einmachgläser oder große Dosen auf, setz ein paar Tulpen rein oder spray sie mit etwas Bronze-Spray an. Oder nutze sie einfach so, bepflanze sie mit Kräutern oder bastel Makramees daraus. Was Dir eben einfällt! Der Kreativität in Sachen Berliner Stil sind keine Grenzen gesetzt.