Die Medien sind voll von Berichten über Geflüchtete. Nach wie vor verlassen tausende Menschen ihr Land aufgrund von Krieg und Zerstörung. Wir gehen unterschiedlich mit dieser humanitären Katastrophe um. Einige helfen in Notunterkünften, andere spenden Kleidung und wieder andere verlassen sich darauf, dass die Politik das schon regeln wird. Salem El-Mogaddedi und Gernot Würtenberger möchten die Fluchtursachen an der Wurzel bekämpfen und gründeten dafür das Unternehmen Conflictfood. Erfahre wie sie ihr Vorhaben umsetzten und wie auch du deinen Teil dazu beitragen kannst Menschen in Krisenregionen zu helfen.
Conflictfood | von der Idee über Afghanistan nach Berlin
Salem arbeitete ursprünglich im Bereich Mode und Marketing. Seine Arbeit als freier Mitarbeiter für verschiedene NGOs und die Arbeit in Flüchtlingscamps in Pakistan und Afghanistan ließen ihn Erfahrungen sammeln, im Umgang mit vertriebenen Menschen. Gernots berufliche Wurzeln liegen in der Architektur und Stadtplanung. Als Mediator und Konfliktmanager entwickelt er lösungsorientierte Handlungsansätze, um Menschen bei der Problembewältigung zu unterstützen. Beide sind beruflich viel rumgekommen. Von ihren Reisen bringen sie gerne außergewöhnliche kulinarische Fundstücke mit. Mit Regionalem Essen und Spezialitäten aus aller Welt, bringen sie den Genuss in ihre Wahlheimat Berlin.
Bei einem Besuch in einem Kinderheim in Kabul erfuhren sie von einem kleinen Dörfchen in Afghanistan 45 km von der Provinzhauptstadt Herat entfernt, indem ein Frauenkollektiv Safran anbaut. Das Interesse der beiden Kosmopoliten war geweckt. Über Mittelsmänner gelang es ihnen Kontakt zu dem selbstverwalteten und selbstorganisieren Kollektiv aufzunehmen um die Frauen zu besuchen.
Safranproduktion in Afghanistan
Eine Reise in ein Kriegsgebiet ist kein Spaziergang. Das Militär ist omnipräsent. Mit Kalaschnikow bewaffnete Soldaten prägen das Straßenbild. Salem und Gernot mussten daher mit Sicherheitsmännern reisen. „Es fühlt sich an, als sei in dem Dorf die Zeit stehen geblieben. Die Infrastruktur ist wie vor 500 Jahren. Es gibt keine befestigten Straßen. Die Menschen leben in Lehmbauten“ berichtet Salem von dem Besuch in dem kleinen Dorf.
Im Gespräch mit den beiden interessierte mich ob sie keine Angst gehabt haben.Sie resümierten dazu: „Wenn man im Alltag der Einheimischen ankommt und sich auf sein Umfeld einlässt, blendet man die Bedrohung aus. Der Krieg ist dort die Gegenwart, aber eben nicht nur. Menschen versuchen ihr Leben so normal, wie die Umstände es zulassen, zu leben. Eben das wollen wir zeigen.“ Die Gastfreundschaft und die Herzlichkeit der Frauen gemischten Alters tuen dazu ihr Übriges, um den beiden einen Einblick in das Kollektiv zu geben und sich sicher zu fühlen.
Für die Conflictfood Founder ist es selbstverständlich die Safranernte hautnah mitzuerleben und den Frauen zu helfen. Das bedeutet um 3 Uhr aufstehen, denn geerntet wird bevor die Sonne am Himmel steht. Die Ernte findet nur an 1-2 Wochen im November, der auch in Afghanistan kalt ist, statt. Um an die einzigartigen Safranfäden zu gelangen wird die Blüte der Krokusblume geerntet bevor sie sich geöffnet hat. Mit präziser Handarbeit werden die filigranen Stempel einzeln entnommen und auf einem Leinentuch getrocknet. Nachdem der Verarbeitungsprozess beendet ist kaufen Gernot und Salem dem Frauenkollektiv das Gewürz ab und bringen es nach Berlin. Hier wird es in einer Werkstatt von Menschen mit Behinderung in eine elegante Verpackung gesteckt und für den Versand vorbereitet. Die handgefertigte Schachtel kommt besonders schön daher, um dem kostbaren Gewürz ein würdiges Gefäß zu sein. Zusätzlich ist in der Box ein Rezept enthalten sowie die Zeitung „Good News“, die die beiden geschrieben haben um über das Produkt und das Land aufzuklären und den Handelsweg transparent zu machen. Die Conflictfood Safranbox eignet sich besonders gut als Geschenk, bei dem man nicht nur ein tolles Produkt weitergibt, sondern auch noch Hilfe schenkt.
Conflictfood gets Freekeh
Als Conflictfood auf der renommierten Foodmesse „Next Organic“ den Start Up Award gewann war die Freude groß. Salem, Gernot und ihre zwei Mitarbeiterinnen waren glücklich über die positive Resonanz ihrer vielen Arbeit. Dies feuerte den Tatendrang der beiden an, weitere Produkte zu importieren um weiteren Menschen zu helfen. Die beiden machten sich auf nach Palästina. Dort fanden sie das bei uns unbekannte Getreide Freekeh.
Die ersten Reisen bezahlten die beiden aus eigener Tasche. Da der Inhalt dieser Taschen schnell aufgebraucht war, waren die beiden selbstlosen Helfer nun selbst auf Unterstützung angewiesen. Conflictfood wollte unabhängig von Krediten und Investoren bleiben, um direkte und transparente Handelswege zu erhalten und Bildungsprojekte fördern. Auf der Crowdfunding Plattform „Start Next“ starteten sie die Kampagne, die Freekeh nach Deutschland brachte. Mit Erfolg. Mittlerweile gehört das Korn fest zum Sortiment von Conflictfood.
Mit dem Wunderkorn lassen sich köstliche Speisen zubereiten und gesund ist es obendrein super gesund. Denn: die frühe Ernte enthält es mehr Nährstoffe, als in einem späteren Reifeprozess. Konkret: Doppelt so viel Eiweiß wie Quinoa und viermal so viele Ballaststoffe wie brauner Reis. Conflictfood Freekeh ist also nicht nur gut fürs Gewissen, sondern auch gut für den Körper.