Unser Buchtipp für den nächsten Sommerurlaub: Helena Steegmans „Tage wie Chili und Honig“.
Nana hängt in der Luft, und zwar im wörtlichsten Sinne. Dass sie gefeuert wurde, erfährt sie nämlich in der Gondel einer Seilbahn, die auf halber Strecke feststeckt. Dieser Moment ist der Höhepunkt einer Reihe an Ereignissen, die Nanas Leben komplett aus der Bahn geworfen haben. Da nützt die tolle Aussicht auf die Südtiroler Bergwelt auch nichts, genauso wenig wie das Stück Hochzeitstorte, das sie bei sich hat. Schmecken kann sie nämlich auch nicht mehr! Mit dieser starken Szene zieht Helena Steegmann einen in ihren Roman hinein und lässt einen nicht mehr los.
Eine Gastrokritikerin, die ihren Geschmackssinn verliert
Nana Jacobi, die nach dem Tod ihrer Mutter das gemeinsame Delikatessengeschäft im Alten Land aufgeben muss, will in Hamburg neu durchstarten. Zunächst geht es auch wirklich bergauf, sie findet in ihrer Pensionswirtin eine gute Freundin und aufgrund ihrer Lebensmittel-Expertise erhält sie Chance, in einem renommierten Lifestyle-Magazin Food- und Gastro-Kritiken zu schreiben. Aber dann verliert sie ihren Geschmack – übrigens leiden eine ganze Menge Menschen unter plötzlich auftretenden Geschmacksverlust, die Ursachen dafür sind oftmals ungeklärt – und das stößt eine Kettenreaktion los, die den Koch Tom den Job kostet. So trudelt Nana von einer halbwegs selbstverschuldeten Katastrophe in die nächste, bis sie erkennt, dass sie sich ihrer Situation stellen muss und zu einer schon lang geplanten Reise aufbricht. Ihr Trip wird sie von Bozen bis nach Istanbul führen. Der Weg durch Italien bis zum Bosporus und ihre Zeit in der türkischen Metropole ist voll mit sinnlichen Erfahrungen und wir erleben, wie Nana zu sich selbst findet.
Der Roman „Tage wie Chili und Honig“: Nicht auf leeren Magen
Helena Steegmann hat eine temporeiche Liebeskomödie mit leichtem Tiefgang geschrieben. Die Figuren sind liebevoll angelegt – jede hat ihre eigene Geschichte und die Situationen sind oft herrlich komisch. Dass Helena Steegmann (übrigens hinter dem Pseudonym steht übrigens das sympathische Autorinnen-Duo Antonia Schulemann und Anke Bracht) ein Genussmensch ist, der sich mit Delikatessen und schönen Orten auskennt, wird auf jeder Seite des Buches deutlich. Darum empfehle ich, den Roman lieber nicht hungrig zu lesen. Könnte sonst zu Appetit-Attacken führen.
Der Blog zum Roman: chiliundhonig.de
Stichwort Authentizität: Wie wichtig Helena Steegmann das Genussthema ist, erlebst du auch im Blog chiliundhonig.de, der den Roman begleitet und Nanas Reise aus einer anderen Perspektive erzählt. Übrigens ist das Buch der perfekte Urlaubsschmöker. Ich selbst habe ihn auf dem Tablet gelesen. Als Sonnenliegen-Lektüre im Garten, am Strand oder am See stelle ich mir die Geschichte fast noch herrlicher und auf so wunderbare Weise zerstreuend vor. Aber wie gesagt, besser nicht auf leeren Magen.
Autorin Helene Stegmann im Kurzinterview
Wer hätte das gedacht? Die Autorin Helena Steegmann, die hinter dem herrlichen Sommerroman „Tage wie Chili und Honig“ steht, ist gar nicht eine Autorin – sondern zwei. Bitte was? Jawohl! Hinter dem Synonym stehen nämlich die beiden sympathischen Ladies Anke Bracht und Antonia Schulemann. Die Autorinnen kennen sich schon lange, arbeiteten bereits in Redaktionen viele Jahre zusammen, bevor sie sich für ihr gemeinsames Buchprojekt entschlossen hatten. Anlässlich der Bucherscheinung des Romans „Tage wie Chili und Honig“ hat Frieda die zwei Hamburgerinnen auf ein Kurzinterview über Reisen, Kochen und, na klar, Bücher getroffen …
1. Euer Buch „Tage wie Chili und Honig“ in drei Wörtern.
Romantisch, komisch, kulinarisch.
2. Ihr habt zu zweit an dem Buch geschrieben, wie war die Zusammenarbeit?
Ein 6-monatiges Sparring, sich gegenseitig überzeugen, zusammenraufen, viele Emotionen. Dazu viel Disziplin und Respekt vor der Leistung der anderen. Eine sehr intensive Zeit, die keine von uns missen möchte. Und ja: Wir würden “es” wieder tun!
3. Wenn wir Euch zu Hause besuchen würden, was würdet ihr für uns kochen?
Pasta à la Nico. Die Geschichte dahinter erfahrt ihr aus unserem Blog chiliundhonig.de ...
4. In eurem Buch verliert die Protagonistin (temporär) ihren Geschmackssinn: Wie würdet ihr damit umgehen?
Wahrscheinlich erst einmal mit kräftig nachsalzen! Wie bei unserer Protagonistin würde es wohl eine Weile dauern, bis der Groschen fällt – dass der Verlust seelische Ursachen haben kann.
5. Was gibt Euch mehr: Gutes Essen oder gute Literatur?
Nun ja, von Dante lesen wird niemand satt, aber eine Welt ohne gute Bücher möchten wir uns nicht vorstellen.
6. Was würdet ihr ändern, wenn ihr könntet?
Dass sich jeder gute und gesunde Lebensmittel leisten kann.
7. Ihr habt viele Orte bereist: Wo hat es Euch am besten gefallen?
Überall dort, wo es tolle Märkte gibt – wie die Basare in Istanbul, die Wochenmärkte in Nizza oder auch die berühmten Foodmarkets in Kapstadt.
8. Was ist das beste, letzte Buch, das ihr gelesen habt?
„Geständnisse eines Küchenchefs” von Anthony Bourdain. Witzig und entlarvend.
9. Welche Superheldenkraft hättet ihr gerne?
Blitzschnell zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
10. Welche Frage, denkt ihr, hätten wir Euch stellen sollen?
„Wie kam es zu Eurer Buchidee?“ – Tatsächlich hat nämlich alles angefangen mit einem Gastrotest in einem Hamburger Sternerestaurant …