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Kann ich mehrere Partner lieben und mit ihnen sogar eine Beziehung führen? Einige Paare in Deutschland bezeichnen sich als polyamourös und gönnen sich die Mehrfach-Liebe. Wie funktionieren solche Beziehungsmodelle in der Praxis? Antworten auf diese und andere Fragen zur Polyamorie gibt dieser Ratgeber.
Liebe mit mehreren Personen: So wird Polyamorie gelebt
Wer eine einvernehmliche Beziehung mit nicht nur einem, sondern mindestens zwei Partnern führt, wird als polyamourös bezeichnet. Anders als bei einer Affäre (u. a. auf der Suche nach Sex Dating), wissen jedoch alle Beteiligten über dieses Modell Bescheid und respektieren sich. So hat niemand das Gefühl, betrogen zu werden.
Eine polyamouröse Beziehung wird auch in der Praxis ganz unterschiedlich interpretiert. Einige „Polys“ sortieren ihre Partner nach Wichtigkeit. Es gibt in ihrem Beziehungsalltag beispielsweise Partnerschaften der ersten, zweiten oder sogar dritten Rangfolge. Die Kriterien dafür bestimmen Sie selbst. Andere Poly-Beziehungen werden völlig gleichwertig eingegangen, sodass jeder ein gewisses Mitspracherecht hat und es keinen Grund zur Eifersucht gibt. Klare Grenzen gibt es bei der Polyamorie nicht. Manchmal liebt ein “Poly” nur jeweils seine ausgewählten Partner, manchmal findet das Liebesverhältnis unter allen statt.
Seit wann gibt es Polyamorie?
In der Wissenschaft ist der Begriff gar einheitlich definiert und auch Forschungsergebnisse zu diesem Beziehungsmodell gibt es nur wenige. Doch die polyamoren Vorstellungen gibt es schon seit vielen Jahrzehnten. In den sechziger Jahren gab es erste öffentliche Bekundungen, dass es noch mehr als das standardisierte Beziehungsmodell zwischen zwei Menschen gibt. Doch offen ausgelebt wird die Polyamorie bis heute auch in modernen Nationen wie Deutschland kaum. Dabei gibt es vor allem Unterschiede zwischen einzelnen Regionen, denn in Großstädten wie Berlin oder Hamburg sind die polyamoren Beziehungsmodelle wirklich verbreiteter als beispielsweise in ländlichen Regionen.
Viele Sozialforscher sehen den Trend der Polyamorie jedoch kritisch und bezeichnen ihn als politisch motivierten Widerstand gegen die Norm der Zweisamkeit (von Günter Burkart, Paarpsychologe) – so sehen sich auch viele „Polys“.
Falsche Vorstellung von Polyamorie: Es geht nicht vorrangig um Sex
Noch immer gibt es in der Gesellschaft zahlreiche Trugschlüsse, wenn es um polyamore Beziehungen geht. Viele bringen damit Gruppensex in Verbindung, doch das stimmt nicht. Polygamie und Polyamorie sind zwei unterschiedliche Begrifflichkeiten. Polygamie ist die sogenannte Viel-Ehe, bei der mehrere Partner in einer offiziellen Verbindung mit Trauschein leben. Deutschland ist diese Form der Beziehung jedoch verboten.
Polyamorie kommt ohne Trauschein aus und setzt auf offene Beziehungen. Nicht der Sex, sondern die Mehrfach-Liebe stehen im Fokus. Es geht auch nicht um Heimlichkeiten oder darum, seinen Partner zu betrügen. Stattdessen wird allen Beteiligten gegenüber mit offenen Karten gespielt und meistens haben sogar alle die gleichen Rechte/Pflichten.
Kann es in polyamoren Beziehungen auch zur Eifersucht kommen?
Natürlich spielt auch Eifersucht bei Polyamorie eine wichtige Rolle. Vor allem anfangs, wenn das Beziehungsmodell und die beteiligten Partner vielleicht noch neu sind, kann es zu Eifersuchtsszenarien kommen. Viele Partner auch Angst, in der mehrfach-Konstellation zu kurz zu kommen und fühlen sich vernachlässigt. Psychologen empfehlen hier, wie bei klassischen Beziehungsmodellen auch, offen über die Ängste zu sprechen und sie aus dem Weg zu räumen. Kommunikation ist der Schlüssel zum langanhaltenden Liebesglück und lässt Konkurrenzgefühle oder andere negative Gedanken erst gar nicht aufkommen.
Polyamorie: In der Tierwelt wird klassisches Beziehungsprinzip kaum gelebt
Anders als bei Menschen ist das klassische Beziehungsmodell in der Tierwelt kaum verbreitet. Unter den Säugetieren leben nur ca. 1 % in einer monogamen Beziehung, alle anderen sogar polygam. Vor allem Vögel schwören selten ein Leben lang die Treue. Die Ausnahme bilden Pinguine, Schwäne und Albatros. Auch Löwen leben polygam und wechseln ihre Partner zur Fortpflanzungszwecken regelmäßig. Insekten (beispielsweise Feldwesten) praktizieren Poly-Partnerschaften, in dem Fall die Polygynie. Männliche Insekten haben gleich mehrere weibliche Insekten.
