Hinweis der Redaktion: Für diesen Beitrag wurden uns die erwähnten Produkte freundlicherweise kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Wir tippen, swipen und klicken: Doch wenn wir eines im 21. Jahrhundert scheinbar verlernen, dann ist es wohl das Schönschreiben mit der Hand. Die Schreibschrift stirbt in Schulen aus, Postkarten werden immer weniger geschrieben – ganz zu Schweigen von Liebesbriefen à la Virginia Woolf. Ich finde das irgendwie schade. Umso mehr freute ich mich neulich über eine PR-Aussendung von der Firma Kaweco bei mir eintrudelte. Seit über 125 Jahren sind die Füller, Kugelschreiber der Heidelberger Manufaktur fester Bestandteil der High-Class-Sortimente. Denn dank solcher Firmen, feiert das „Schreibgerät“ eine kleine, feine Renaissance.
Zugeben: Der Begriff „Schreibgeräte“ ist umständlich. Aber wenn es um das Schreiben per Hand geht, dann geht’s ganz sicher nicht um Pragmatismus. Vielmehr geht es um Stil und Intimität. Denn: Die Freude beim Empfänger über einen per Hand verfassten Brief ist ungleich größer als über eine oft als kalt empfundene E-Mail. Und es macht doch schon sehr viel her, wenn man beim Notieren einer Information oder beim Unterschreiben eines Vertrags aus Hand- oder Brusttasche einen eleganten Füllfederhalter zückt – anstatt einen ollen Werbekugelschreiber aus billigem Plastik hervorkramt. Schreibgeräte sind das Relikt einer glanzvollen Zeit. Dass sie aber keineswegs unmodern sein müssen, zeigen die Produkte von Kaweco.
Kaweco: Schön schreiben, seit 1883
Ikonisch für die deutsche Marke ist der oktogonalen Füller, der 1911 auf den Markt gekommen ist – und den es noch heute gibt. Die bewegte Geschichte des Unternehmens geht auf das Jahr 1883 zurück, als zwei Herren namens Luce und Enßlen die Fabrik gründeten. 1899 übernahmen dann Heinrich Koch und Rudolph Weber die Geschäfte. Koch, Weber & Co. wurde sprachökonomisch zum lautmalerischen Kaweco zusammengefasst. Daher der Firmenname. Lange galt die Marke als bedeutendsten Hersteller der Branche – mit über 600 Angestellten. Doch Weltkriege, Inflation, familiäre Streitigkeiten und diverse Übernahmen zwangen das Unternehmen in die Knie. 1981 gingen bei Kaweco die Lichter aus – vorerst.
Etwa zur selben Zeit entdeckt der Unternehmer seine Sammelliebe von Füllfederhalten. Michael Gutberlet ist das „M“ der H & M Gutberlet GmbH – eine Firma, die Komponenten, Verpackungen und Dekofolien für Hersteller von Schreibgeräten herstellt. Zehn Jahre lang sammeln Gutberlet und sein Vater Kaweco-Füller – bis sie aus ihrer Passion eine Geschäftsidee entwickeln. Wie sichern sich die Namensrechte an der Traditionsfirma Kaweco und hauchen der Marke neues Leben ein. Das erklärte Ziel: Das Erbe von Kaweco, die einzigartige Formensprache und die DNA der Brand beizubehalten – und eine Brücke zwischen Tradition und Moderne zu schlagen.
Warum ich heute gerne Verträge unterzeichne
Genau dafür steht Kaweco noch heute. Das Sortiment umfasst nicht nur Füller sondern auch Kugelschreiber, Bleistifte, Etuis und Stifemappen. Dabei bestechen alle Produkte durch eine klare Linienführung. Der Verzicht auf zu viele Spielereien prägen die Optik. Gleichzeitig werden die Produkte mit viel Liebe zum Detail gefertigt. Vor allem die berühmte Sport-Serie von 1912, mit dem achteckigen Vintage-Gehäuse ist umwerfend elegant. Und auch praktisch. Denn: Geschlossen ist das Schreibgerät gerade einmal 10,5 cm groß und kann problemlos überall mit geführt werden. Mit umgesteckter Kappe wachsen Füller und Kugelschreiber der Serie zu einer normalen Größe heran und liegen gut in der Hand.
Ich habe noch nie so gerne Verträge unterzeichnet. Wie schade, dass ich meine Blogeinträge nicht handschriftlich verfassen kann…
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Fotos: Friederike Hintze