Noch heute ist die Sportwelt eine Männerdomäne. In vielen Disziplinen sind Frauen unterrepräsentiert und erleben Benachteiligung aufgrund von Geschlechterklischees. Dies betrifft den aktiven Sport genauso wie die Führungsränge der Sportbranche. Doch einige erfolgreiche Athletinnen sprechen lautstark über die mangelnde Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und inspirieren junge Frauen zu mehr Engagement im Sport. Wir beleuchten Rollenklischees im Sport…
Frauen in Unterzahl
Die Sport-Branche und Regierungen haben in den letzten Jahren mit unterschiedlichen Maßnahmen, die von Veränderungen von Richtlinien bis hin zu Aufklärungsprogrammen reichen, versucht, die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern im Sport auszubalancieren. Während der Alltagssport und Fitness für beide Geschlechter inzwischen eine Selbstverständlichkeit ist, hält sich im Profisport hartnäckig die Idee, dass Männer begabter sind als Frauen. Infolgedessen werden Frauen im jungen Alter weniger zum Spitzensport ermutigt und haben dadurch geringere Chancen, ihre sportlichen Grenzen auszutesten. Weiterhin werden zahlreiche Disziplinen in typisch weiblich und typische männlich unterteilt. Während Sportarten wie Ballett oder Gymnastik, die mit Grazie in Verbindung stehen, den Frauen nahegelegt werden, sind Sportarten wie Fußball oder Boxen, die traditionell mit körperlicher Stärke identifiziert werden, eine Männersache. Diese Stereotypen erschweren deshalb für beide Geschlechter den Einstieg in die jeweilige Domäne.
Außerdem ist der Männersport insgesamt populärer als der Frauensport, was sich auch in Zuschauerzahlen bemerkbar macht. Fußballspiele der Männer locken Millionen Menschen vor die Bildschirme oder in die Stadien. Die Begegnungen der Frauen dagegen sind meist unterbesucht und finden kaum Anklang in der Öffentlichkeit. Gleiches gilt auch für andere Disziplinen wie Basketball, Handball oder American Football, die weltweit hohe Beliebtheit genießen. Dementsprechend werden Athletinnen nicht nur weniger bezahlt, sondern haben Schwierigkeiten zuverlässige Sponsoren zu finden, die ihre Aktivitäten finanziell unterstützen.
Die Dominanz der Männer beschränkt sich nicht nur auf den aktiven Sport. Auch in den Führungsrängen der Branche sind nur wenige Frauen zu finden. Ein wichtiger Grund dafür ist die klischeehafte Zuschreibung von Charaktereigenschaften wie zu hohe Emotionalität oder mangelnde Belastbarkeit, die daran hindern, dass man Frauen Leadership zutraut. Der Mangel an weiblichen Führungskräften resultiert wiederum in der Tatsache, dass in der Sportbranche die Probleme im Frauensport weniger angesprochen werden.
Inspirierende Sportlerinnen
Doch einige Sportlerinnen durchbrechen nicht nur Geschlechterklischees durch ihren Erfolg, sondern unterstützen aktiv die Förderung der Frauen im Sport. Die US-amerikanische Schach- und Pokerspielerin Jennifer Shahade ist einer dieser Namen. 1999 wurde die Denksportlerin Internationaler Meister der Frauen sowie 2005 Großmeister der Frauen im Schach. Ihre Pokerkarriere konzentriert sich dagegen auf Open Face Chinese Poker, welches ihr 2014 den Open Face High Roller Championship in Prag erbrachte. Als Botschafterin der Online-Plattform PokerStars betreibt sie derzeit Grundlagenarbeit und gibt Tipps und Tricks für den Einstieg weiter. Gleichzeitig diskutiert sie offen über Themen wie Gender und Vielfalt in Informationsevents und Podcasts. Um Frauen im Denksport zu inspirieren, schrieb sie zudem Bücher wie „Chess Queens“.
Rollenklischees im Sport: Wie sieht’s beim Fußball aus?
Auch die ehemalige deutsche Fußballerin Célia Šašić macht sich für Frauen stark. Die Stürmerin begann ihre Profikarriere 2004 und gewann sowohl auf Vereinsebene als auch im Nationalteam zahlreiche Meisterschaften. 2015 wurde sie Torschützenkönigin der Bundesliga, der Champions League und der Weltmeisterschaft und wurde zudem zu Deutschlands Fußballerin des Jahres sowie Europas Fußballerin des Jahres gewählt. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere verabschiedete sich Šašić vom Fußball, um sich beruflich neu zu orientieren. Bis heute ist sie als DFB-Botschafterin für Integration aktiv und setzt sich besonders für das Interesse der Frauen ein. Weiterhin unterstützt sie die Theo-Zwanziger-Stiftung, welche sich der Förderung des Frauenfußballs verschrieben hat.
Serena Williams: Eine Inspiration seit jeher
Eine große Inspiration für junge Frauen im Sport ist der Erfolg des Tennisstars Serena Williams. Neben unzähligen Turniersiegen beendete die erfahrene Sportlerin bisher fünfmal eine Saison auf Platz 1 der Tennisweltrangliste und wurde sechsmal von der International Tennis Federation zur Spielerin des Jahres gekürt. Weder karrieregefährdende Verletzungen noch eine Schwangerschaftspause konnten ihr Comeback auf die Tenniscourts verhindern. Gleichzeitig sticht Williams durch ihre starke Persönlichkeit hervor. Sie zeigt nicht nur soziales Engagement, sondern scheut sich nicht davor zurück, lautstark ihre Stimme gegen Ungerechtigkeiten zu heben. 2016 schrieb sie einen offenen Brief über ihre persönlichen Schwierigkeiten als Frau im Tennissport sowie die Gleichstellung der Geschlechter, der im Porter Magazin veröffentlicht wurde. 2019 verwies sie erneut im Rahmen einer Kollaboration mit Nike auf die ungleiche Behandlung der Frauen im Spitzensport.
Geschlechterklischees dominieren immer noch die Sportwelt. Folglich erschwert sich nicht nur der Einstieg in die Disziplinen. Oft verdienen die Frauen deutliche weniger als ihre männlichen Kollegen und haben geringere Chancen Führungspositionen in der Branche zu besetzen. Da sind erfolgreiche Sportlerinnen wie Jennifer Shahade, Célia Šašić und Serena Williams, die sich für die Gleichstellung der Frauen einsetzen, eine große Inspiration für Frauen, die ihren Traum von einer Sportkarriere verwirklichen wollen.