Wer schon einmal zu Besuch in der Helmut Newton Stiftung in Berlin war der wird wissen: Hier werden nicht nur Werke von dem deutsch-australischen Fotografen selbst ausgestellt. Newton wollte mit der Gründung seiner Stiftung im Jahre 2003 auch einen Raum für andere Künstler seiner Gilde schaffen. Nun zeigt ab dem 2. Juni 2017 die Helmut Newton Stiftung zwei ungewöhnliche Projekte zweier befreundeter Kollegen: Die Rede ist von Mario Testino und Jean Pigozzi plus eine besondere Arbeiten aus dem Archiv von Helmut Newton persönlich.
Mario Testino: „Undressed“ in der Helmut Newton Stiftung
Mario Testinos „Undressed“, Helmut Newtons „Unseen“ und Jean Pigozzis „Pool Party“: Dieses Trio aus drei einzelnen Ausstellungen wird ab dem 2. Juni 2017 in der Helmut Newton Stifung zu sehen sein.
Testinos „Undressed“ ist eine für die Stiftung exklusiv konzipierte Installation aus Mode- und Aktaufnahmen, darunter zahlreiche bisher unveröffentlichte Studioporträts. Bei der Auswahl der 50 Biltmotived geht es vornehmlich um die Visualisierung und Materialisierung des „Ausziehens“ und fußt auf einer Analyse. Mode, Erotik und Anatomie verschwimmen bei Testinos Werken. Motive sind meist Frauen und Männer in ihren Zwanzigern und Dreißigern, teilweise unbekleidet und großflächig tätowiert: Ihre Nackheit hat jedoch nichts Obszönes. Viele der Aufnahmen entstanden als Editorial für die französische, deutsche und italienische Vogue und für den Pirelli-Kalenders.
Besonders eindrucksvoll: Die Aufnahmen sind überlebensgroß und werden direkt auf die Wände der drei Ausstellungssäle geklebt, wodurch der Eindruck erweckt wird, man befände sich in einem begehbaren Magazin. Etwas Vergleichbares gab es in Testinos Ausstellungshistorie noch nicht.
Jean Pigozzis „Pool Party“ in der Helmut Newton Stiftung
In June’s Room steht wiederum alles im Zeichen von Jean Pigozzi und seiner „Pool Party“: Die kleinformatigen, schnappschussartigen Fotografien zeigen Aufnahmen rund um Pigozzis Swimming Pool am Cap d’Antibes. Einem Ort, wo sich neben Helmut und June Newton auch zahlreiche andere Prominente entspannten oder ausgelassen feierten. Die spontanen Aufnahmen zeigen Bilder von Freundschaften zwischen wie u.a. Mick Jagger und Bono, Liz Taylor und Naomi Campbell, also vielen Modellen, die auch Newton während seiner Schaffenszeit porträtierte.
Helmut Newtons „Unseen“
Und wo wir gerade von Helmut Newton reden: Von ihm wurden für die Dreier-Ausstellung Originalabzüge unterschiedlicher Formate aus dem Stiftungsarchiv ausgewählt, viele von ihnen wurden bislang noch nicht gezeigt. Sie ergänzen das bereits bekannte Werk Newtons, darunter Porträts von Jeremy Irons im Londoner Hotel Ritz oder von Michael Gross in einem Dortmunder Schwimmstadium, sowie Aktaufnahmen in einem italienischen Weingut oder für ein Ballett von Jan Fabre. Newton kombinierte bekanntlich Nacktheit und Mode sehr subtil – und macht dem Bildbetrachter bis heute unweigerlich zu Voyeuren. So begleiten und kommentieren Newtons Aufnahmen den Wandel der Rolle der Frau in der westlichen Gesellschaft jener Zeit. Dieser Aspekt ist für sein gesamtes Werk voller zeitloser Eleganz zu konstatieren – und das Gleiche gilt für Mario Testino.
Mario Testino James Gooding and Donovan Leitch, Los Angeles, c. 1999, © Mario Testino
Alle Infos zu Mario Testino und Jean Pigozzi in der Helmut Newton Stiftung
// Wann? 3. Juni bis 19. November 2017
// Wo? Helmut Newton Stiftung. Adresse: Jebensstraße 2, 10623 Berlin
// Öffnungszeiten: Di., Mi., Fr., Sa., So. 11 – 19 Uhr, Do. 11 – 20 Uhr // Eintritt: 10 €, ermässigt: 5 €
// Eintritt: 10 EUR, ermässigt 5 EUR