Monaco | Eine meerglitzernde Tristesse

von | Okt 6, 2016 | Food & Travel

Monaco monaco Yacht Show
Wenn man sich die Zeit nimmt und das Wort Dekadenz im Duden nachschlägt, stellt man fest: Im täglichen Sprachgebrauch wird der Begriff meist falsch angewendet. Dekadenz beschreibt nicht (nur) den übermäßigen Luxus, es bedeutet vor allem: „Verfall“, „Entartung“ und „kulturuller Niedergang mit typischen Entartungserscheinungen in den Lebensgewohnheiten und Lebensansprüchen“. Vor allem Letzteres trifft auf Monaco zu – zumindest, wenn man zur Zeit der Yacht Show den elendig reichen Landstrich in Südfrankreich besucht. Frieda war anlässlich des mondänen Events vor Ort – und hat sich so ihr ganz persönliches Bild von Monaco gemacht.
Ich bin Nostalgikerin; und der festen Überzeugung: Zu Zeiten von Grace Kelly war Monaco geschmackvoller. Vielleicht liegt das auch an den weichzeichnenden Schwarz-Weiß-Fotografien, die heute großformatig in Coffee Table Books verewigt wurden und meine Auffassung womöglich verzerren. Dennoch glaube ich: Würde die gute Grace noch heute leben, sie würde ihre Monegassen zu mehr Demut ermahnen. Denn daran scheint es dem Völkchen, das zu einem großen Teil aus zugezogenen schlaufüchsigen und steuersparfreudigen Milliardären besteht, zu fehlen. Den Eindruck gewinnt man zumindest, wenn man während der Yacht-Show an den auf Hochglanz polierten Giganto-Schiffen vorbei marschiert – Pardon! – flaniert, die dicht bei dicht in der Bucht von Monte-Carlo anliegen. Dass man beim Betreten der Yacht barfuß sein muss, hat nichts mit unprätentiöser Bodenständigkeit oder gar dem Wunsch nach Erdverbundenheit zu tun. Nein, auch dieser Hippie-Geste liegt ein kapitalistischer Gedanke zu Grunde: Man möchte das Parkett nicht durch Schuhabsätze verkratzen, damit das Schiffchen auch noch für den höchstmöglichen Preis verkauft werden kann.

Alle halbe Jahre muss es Monaco sein

Aber warum residieren eigentlich so viele Superreiche an der südfranzösischen Riviera? Warum ist dieser Landstrich so dicht besiedelt, dass den Architekten nichts anderes übrig bleibt, als weiter in die Höhe zu bauen? Die monegassische Fiskalität beruht auf dem simplen Grundsatz: Null Steuern auf Einkommen, null Steuern auf Vermögen, null Steuern auf Kapitaleinkünfte. Diese Regelung tritt allerdings nur in Kraft, wenn man seinen Wohnsitz nach Monaco verlegt, sich mit einem Startpreis von 50 Euro pro Quadratmeter abfinden kann und – vor allem – mindestens sechs Monate im Jahr tatsächlich in Monaco verbringt. Aufgrund dieser einen Vorgabe, bleibt den Reichen nichts anderes übrig, die Sommermonate hier zu verbringen. Darum muss man nun wirklich niemanden beneiden – denn Monaco ist langweilig.

Jetset-Ödnis in Monaco

Monaco monaco Yacht Show

Es ist nämlich so: Von zwei Dingen gibt es hier viel zu viel. Zeit und Geld. Und das sieht man den Bewohnern an. Die Ödnis steht dem Jetset von Monaco ins Gesicht geschrieben. Man langweilt sich zu Tode in seinem selbst errichteten, goldenen Käfig, den man jedes Jahr für sechs Monate beziehen muss. Man trottet semi-enthusiastisch über den blauen Gummiteppich der Monaco Yacht Show, betrachtet missmutig das Exponaten-Einerlei, führt desinteressierten Small Talk mit wildlederbeschuhten Goldschnallen-Burschen und breitmäuligen Botox-Damen und klatscht sich verdrießlich im strahlend weißen Monaco Yacht Club Antipasti auf das edle Geschirr. Monaco zur Yacht Show: Es ist eine meerglitzernde Tristesse!

Monaco: Ein Versuch der Versöhnung

Monaco monaco Yacht Show
Natürlich kann Monaco schön sein! Und elegant! Selbstverständlich gibt es zauberhafte Ecken, rund um das Casino beispielsweise, wo Alain Ducasse im Hotel de Paris sein prämiertes Restaurant hat oder auf der Terrasse des Hôtel Hermitage, auf der man abends über den glitzernden Lichtern der Stadt diniert. Das Meer ist in dieser Gegend besonders türkisklar, die Ausläufer der französischen, teils schneebedeckten Alpen mächtig und wenn man auf der sagenhaften Basse Corniche fährt, verzeiht man es dem milliardenschweren Völkchen schon ein wenig, dass sie alle auf diese Ecke gezogen sind. Denn es sind 30 paradiesische Kilometer, die einfach nicht enden dürfen. Vorbei an pittoresken Fischerorten, türkisen Badestellen und tropischen Gärten vor pastellgetünchten Villen führt die Basse Corniche – aus Monaco raus oder nach Monaco rein. Und auch wenn die Straße einst, wie alles hier, aus dem Interesse an Geld erbaut wurde, nämlich um Glückspieler in die Casinos von Monte Carlo zu bringen, so ist man hier ausnahmsweise dankbar, wenn man in einen Stau gerät.

Geerdeter denn je…

Monaco monaco Yacht Show
Vielleicht kehre ich noch einmal nach Monaco zurück: vielleicht im Januar oder im November. Zu jener Zeit, wenn die Yachten angeteut und gut betreut vom Ganzjahres-Skipper irgendwo untergebracht worden sind und nur die echten Monegassen, nicht die Zugezogenen, durch die Straßen schlendern, auf den Markt gehen, einen Café au lait im Stehen trinken. Dann vielleicht ist Moanco so charmant, wie die französische Landschaft drumherum.
Ein Gutes hat es aber in jedem Fall, wenn man zur monegassischen Yacht Show reist. Man kommt geerdeter denn je nach Hause: Der absurde Reichtum ist weit weg und man denkt sich: Irgendwie hat man es doch gut, mit seinem ganz normalen Leben. Dann wieder kommt man in den Genuss von echtem Savoir Vivre: Wenn es um die einfachen Dinge geht.
Fotos © Friederike Hintze


Friederike HintzeFriederike Hintze, oder lieber Frieda, gründete gemeinsam mit Marie von der Heydt den Blog Louise et Hélène. Seit vielen Jahren arbeitet sie als freie Journalistin und Bloggerin im Lifestyle-Bereich. Frieda liebt guten Wein und gute Bücher,  ist am Liebsten unter Freunden oder an der Küste – oder beides – und geht gerne Laufen. Wenn sie für sich ist, guckt sie mehr oder minder heimlich Unter Uns. Und zwar seit der ersten Folge.

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